Nach 16 Jahren zeichnet das Land wieder eine Dischinger Initiative aus (20.01.2001)
DISCHINGEN/STUTTGABT. Mit Stolz geschwellter Brust saß nicht nur Dischingens Bürgermeister Bernd Hitzler sondern auch Inge Grein-Feil und Siggi Feil am 20. Januar 2001 im neuen Schloss, als Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel höchstselbst zusammen mit dem Innenminister Dr. Thomas Schäuble 45 kommunale Bürgeraktionen auszeichnete. Nach 16 Jahren – damals war es der Förderverein für den Kindergarten Ballmertshofen – war wieder eine Dischinger Organisation zur Ehrung nach Stuttgart gebeten worden.
Der Landesvater würdigte in seiner Laudatio ausführlich das Wirken von „Freunde schaffen Freude“ aus Dischingen und anerkannte das hohe soziale Engagement dieser Bürgeraktion.
Über 100 Helfer, Freunde, Firmen und Handwerker hätten sich in den Dienst einer guten Sache gestellt, als die Begegnungsstätte Arche als Zentrum von „Freunde schaffen Freude“ gebaut wurde. Doch nicht bloß diese Aktivitäten beeindruckten Erwin Teufel, er sprach auch die Seminare, Gruppenarbeiten und anderes an, was der Integration vor allem auch der behinderten Menschen dient. „Freunde schaffen Freude“ war übrigens der einzige Verein aus Ostwürttemberg, der in diesem Jahr geehrt wurde. Insgesamt 256 Vorschläge waren für das Ereignis dem Innenministerium unterbreitet worden. 45 davon wurden ausgewählt.
Diese Auszeichnung kommunaler Bürgeraktionen wurde erstmals 1977 vorgenommen. Wie Ministerpräsident Erwin Teufel dazu besonders ausführte, sei ihm die Ehrung ein ganz persönliches Anliegen. Vor wenigen Tagen habe das Land – gemäß dem Aufruf der Vereinten Nationen – das internationale Freiwilligenjahr im Ländle ausgerufen. Damit solle das Ehrenamt betont, das freiwillige, bürgerschaftliche Engagement ins rechte Licht gerückt werden.
Das Ehrenamt, so Erwin Teufel, habe in Baden-Württemberg eine außerordentlich reiche Kultur:
„Wir können stolz auf unser traditionsreiches und blühendes Vereinsleben sein! Nach einer Infratest-Studie sind 40 Prozent aller Bürger Baden-Württembergs ehrenamtlich engagiert. Das Land liegt damit mit Abstand an der Spitze in der Bundesrepublik. Hier sind nur 34 Prozent ehrenamtlich aktiv.“ Der Landesvater sah Baden-Württemberg deshalb „auf einem guten Weg zu einer aktiven Bürgergesellschaft“: „Dies ist das Verdienst von Menschen,
- die nicht wegschauen, sondern zupacken
- die nicht nur auf den Staat oder die Gemeinde warten
- die ihre eigene Mitverantwortung für unsere Gesellschaft ernst nehmen.“
Bevor Innenminister Thomas Schäuble zusammen mit Erwin Teufel Plaketten und Urkunden überreichte, wurde in allgemeinen Ausführungen Teufels deutlich, dass „unsere Gesellschaft auf bürgerschaftliche Netzwerke angewiesen“ sei. In Deutschland habe man zu lange die Illusion gelebt, dass der Staat, die Städte und Gemeinden den Bürgern die Verantwortung für ihr eigenes Leben abnehmen könnten. Diese Illusion nannte Teufel aus zwei Gründen gefährlich: Zum einen führte sie zu einer permanenten Überforderung der öffentlichen Hand, zum anderen hatte sie die Konsequenz, dass das Können, die Erfahrung und die Einsatzfreude der Bürger oft ungenutzt blieben. Kein Staat, keine Kommune könne das leisten, wozu Menschen in freiwilligem Einsatz fähig seien.
Teufel gegen Ende seiner Rede:
„Wer sich engagiert, will etwas erreichen. Er hat ein Ziel vor Augen und er will Freude am eigenen Tun haben. Diese Motivation ist absolut legitim. Deshalb ist es ein gutes Signal, dass dieses internationale Freiwilligenjahr 2001 unter dem Motto steht: ‚Weil es uns gefällt!'“