Dr. Michael Tischinger, Chefarzt der Oberstdorfer AdulaKlinik, weist in seinem Buch „Selbstliebe“ auf ein Problem in unserer leistungsorientierten Gesellschaft hin, das krank machen kann.
Ein Patient fühlt sich schlecht, kennt aber nicht die Ursache. Er schildert dem Arzt seinen durchgetakteten Alltag, worauf der Mediziner antwortet: „Mein Lieber, dann ist es ja kein Wunder: Sie fühlen sich nicht nur schlecht – Sie fühlen sich ja gar nicht mehr.“ Diese kleine Geschichte ist eine von über 50, die Dr. Michael Tischinger in seinem Buch „Selbstliebe – Weg der inneren Heilung“ zusammengestellt und an dem Vortragsabend in der ARCHE vor über 160 Frauen und Männern aus weitem Umkreis anschaulich schilderte. …
Menschen, die sich selbst fremd geworden sind, können sich nicht wertschätzen, geschweige denn lieben. … Der Schlüssel zur Lösung liegt in uns selbst. … Viele Menschen nehmen sich auf eine sehr reduzierte Weise wahr.
Menschen verbinden ihren Selbstwert ausschließlich mit dem, was sie leisten.
„Wir sind in einer leistungsorientierten Welt aufgewachsen – voller … Beziehungsstörungen, Erwartungshaltungen und Idealvorstellungen …“. Den Allermeisten von uns wurde von Eltern und Lehrern vermittelt, „dass sie so, wie sie sind, nicht wirklich in Ordnung sind“. … Dabei skizziere schon Jesus im Neuen Testament ein dreifaches Gottesgebot. Neben der Gottesliebe fordert er: „Deinen Nächsten sollst Du lieben wie Dich selbst.“ … Freilich dürfe Selbstliebe nicht mit egozentrischem oder narzisstischem Verhalten verwechselt werden. … „Tatsächlich können wir, wenn wir uns selbst lieben, auch die Liebe anderer annehmen. Ebenso sind wir dann in der Lage, die Liebe, die wir für uns selbst empfinden, an andere weiterzugeben.“
Textauszüge aus der Allgäuer Zeitung vom 10. Juli 2017, Klaus Schmidt
www.dr-reisach-kliniken.de/adula-klinik.html